Skeptiker 03-1 Inhaltsverzeichnis | |
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Editorial: Eigenhändig verstehen lernen | Inge Hüsgen |
Thema | |
Die Wirkung von Zaubertricks auf Para-Gläubige und Skeptiker | Andreas Hergovich |
In Wissembourg aß man keine Schnecken: Nachforschungen zu einem scheibaren Fall von Wiedergeburt | Holdger Platta |
Berichte | |
Positiv denken gegen Krebs? | Jürgen Windeler |
Kann sich die GWUP verbraucherschützende Kritik leisten? | Mark Schmidt |
Ein Museum zum Er-leben und Be-greifen; In Nürnberg eröffnete der "Turm der Sinne" | Inge Hüsgen |
Panorama | |
Buchkritik | |
Lay, Peter: Experimente mit paranormalen Phänomenen | Michael Eickelmann |
Urban, Martin: Wie die Welt im Kopf entsteht | Rainer Wolf |
Hergovich, Andreas: Der Glaube an Psi | Rouven Schäfer |
Berling, Peter: Zodiak - Die Geschichte der Astrologie | Andrea Kamphuis |
Magazin | |
Ohne Schnitte | Bernd Harder |
Kein Anschluss unter dieser Nummer? | Tobias Seyb |
In den letzten Wochen habe ich zwei wissenschaftliche Museen besucht. Da war zunächst eine ambitionierte Sammlung in der Provinz mit dem Anspruch, der Bevölkerung eine wissenschaftliche und kulturelle "Grundversorgung" zu bieten. Die Vitrinen aber waren eher nach ästhetischen denn didaktischen Gesichtspunkten gestaltet und nur spärlich beschriftet. Besonders ärgerlich ist dies angesichts der durchaus umfangreichen Sammlung von Exponaten aus verschiedenen Fachrichtungen wie Erdgeschichte und Archäologie. Sicher, gute Museumsführer können mit ihrem Vortrag ganze Vitrinen scheinbar zum Leben erwecken – dennoch bleiben die Ausstellungsstücke leblos für jeden Laien, der das Museum auf eigene Faust erkundet.
Dass es auch anders geht, sah ich im Nürnberger Erlebnis-Museum Turm der Sinne (siehe Bericht S. 18–20). Dort können die Besucher selbst ausprobieren, wie leicht sich ihre Sinne aufs Glatteis führen lassen.
Kunststück, denken Sie vielleicht jetzt, eignet sich das Thema Sinnestäuschungen doch wie kein zweites für eine Hands-on-Ausstellung. Aber Exponate zum Ausprobieren lassen sich auch für andere Themenbereiche ohne großen Aufwand verwirklichen. So kann man mit einem einfachen Sandbecken die Erosion und Sedimentation von Gesteinen zeigen. Wer danach in der Natur auf solche Gesteine trifft, erkennt sie leicht wieder. Zu sehen ist dies im Londoner Natural History Museum, aber auch kleinere Institutionen können ähnlich anschauliche Exponate mit ihren Mitteln verwirklichen.
Noch einen weiteren Aspekt des Nürnberger Museumskonzeptes finde ich bemerkenswert:
Die Täuschungen im Turm der Sinne bieten eine originelle Unterhaltung. Darüber hinaus jedoch kann sich der Besucher auch eine grundlegende Erkenntnis über unseren Wahrnehmungsapparat erarbeiten. Wir alle sind täuschbar. Diese Erkenntnis kann Besucher dazu anregen, zu abstrahieren und nicht nur über Wahrnehmung, sondern auch über Einstellungen und Urteile nachzudenken. Das lehrt uns Argwohn gegenüber vorschnellen Schlussfolgerungen. Und nicht zuletzt können Erlebnisse wie im Turm der Sinne dazu beitragen, dass wir mit außergewöhnlichen Erfahrungen anderer toleranter umgehen.
Inge Hüsgen