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Skeptiker 04-4

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Skeptiker 04-4 Inhaltsverzeichnis
Editorial: Der Arzt und der scheinbar JenseitigeInge Hüsgen
Thema
Elektrische und magnetische Felder in Diagnostik und TherapieRoland Glaser
Pam Reynolds: Ein Nahtodeserlebnis aus der Sicht eines AnästhesistenGerald M. Woerlee
Berichte
Solving Mysteries - Der 5. Welt-Skeptiker-KongressMartin Mahner
Mit nackten Sohlen über glühende KohlenStefan Kirsch
„Freier Wille - frommer Wunsch“Inge Hüsgen
Panorama
Buchkritik
Cap, Ferdinand: Ein Ende der Religionen?Krista Federspiel
Degen, Rolf: Vom Höchsten der GefühleRouven Schäfer
Haase, Michael: Das Vermächtnis des CheopsKlaus Richter
Hund, Wolfgang: Gibt's das wirklich?Holger von Rybinski
Magazin
„Von allen guten Geistern verlassen?“Bernd Harder
Schröders Rüchtritt und Ankes TV-TriumpheBernd Harder
Skepsis und ein befreiendes LachenStefan Bachter

Editorial: Der Arzt und der scheinbar Jenseitige

„Ich weiß, es gibt eine Zeit der Ankunft und eine Zeit zum Fortgehen. Und was dazwischen liegt, nun, das ist mein Leben.“ So lautet die lakonische Antwort des niederländischen Chansoniers Ede Staal auf die Frage nach den „letzten Dingen“.

Gar nicht zufrieden mit dieser Auskunft war der Anästhesist Gerald M. Woerlee. Sollte dieses kurze Erdenleben wirklich alles sein, fragte er sich. Oder gibt es Hinweise auf ein Jenseits, eine transzendentale Welt? In den Religionen fand Woerlee keine befriedigenden Antworten. Angeblich göttliche Zeichen und Wunder sind seiner Ansicht nach durch physikalische Phänomene zu erklären. Und Offenbarungen, so Woerlee, die kann man glauben oder nicht.

Aber auch auf rationalistischer Seite stieß er auf einige übereifrige Ansätze. Den religiösen Jenseitsvorstellungen hätten sie „nichts entgegenzusetzen als ihren eigenen Glauben an die Unsinnigkeit von religiösen und paranormalen Überzeugungen“, wie Woerlee bedauert.

Also begann er, sich selbst in das Thema einzuarbeiten. Dabei stieß er immer wieder auf Berichte von Nahtodeserlebnissen, wie sie seit 1975 durch Raymond Moodys Buch „Life after Life“ (dt.: „Leben nach dem Tod“) einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurden.

Die Betroffenen schildern ihre Nahtodeserfahrungen als prägende Erlebnisse – meist in positiver Hinsicht. Inzwischen sind die zentralen Motive längst zu einem feststehenden Kanon zusammengewachsen. Vom Weg durch einen Tunnel hinein in ein strahlendes Licht ist oft die Rede, viele erwähnen außerdem ein Gefühl tiefen Friedens, und einige berichten sogar vom Zusammentreffen mit verstorbenen Verwandten. Aber, so erzählten sie weiter, es dauerte nie lang, bis sie diese fremde Welt wieder verlassen mussten und in der realen Umgebung erwachten.

Argumente für das Jenseits? Woerlee untersuchte die Berichte aus der Perspektive des Mediziners. Und in der Tat gelang es ihm, prägende Komponenten der klassischen Nahtodeserfahrung auf physiologische Ursachen zurückzuführen. Etwa auf die Auswirkungen von Sauerstoffmangel.Ein frühes Symptom ist der Verlust der Sehfähigkeit, denn die Netzhaut ist auf eine gute Sauerstoffversorgung angewiesen. Als erstes fallen die peripheren, schwächer durchbluteten Regionen aus, während im Bereich des stark durchbluteten “gelben Flecks“ (Macula lutea) die Sehfähigkeit noch etwas länger erhalten bleibt.

Damit, so Woerlee, lässt sich der Eindruck eines Tunnels erklären. Und tatsächlich trete dieses Element nur bei Nahtodeserfahrungen mit gleichzeitigem Sauerstoffmangel auf. In solchen Fällen kommt es auch zu einer abnormen Funktion der Muskelspindeln, wodurch leicht der Eindruck eines Gleitens durch den Tunnel entsteht.

Für Gerald Woerlee ist das Ergebnis seiner Forschung alles andere als enttäuschend. Seine Emotionen beim Revidieren der eigenen transzendenten Vorstellungen beschreibt er als „ein Gefühl von Freiheit“. Und doch hat er während seiner Beschäftigung mit diesen außergewöhnlichen Erlebnissen auch erfahren, wie tief sie das Empfinden und das Weltbild der Betroffenen prägen können.

Inge Hüsgen

Danke für Ihr Interesse!