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Skeptiker 96-4

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Editorial: GWUP gestern und heute | TOP

Fast zehn Jahre ist es her. Da trafen sich zehn Menschen in Darmstadt, um die Gründung einer skeptischen Organisation zur Untersuchung von Phänomenen vorzubereiten, die oft voreilig als paranormal oder übersinnlich eingestuft werden. Heute sind aus diesen Gründern über 400 GWUP-Mitglieder und mehr als 900 Abonnenten des Skeptiker geworden.

Eine der zehn, Irmgard Oepen, hat die GWUP fast zehn Jahre lang als Präsidentin geprägt. 1987, als wir sie zur Wahl vorschlugen, gab sie zu bedenken: "Meine Gegner werden auch Ihre Gegner sein". Aber weder damals noch heute hat sich die GWUP von taktischem Kalkül leiten lassen. Und sie hätte keine bessere Wahl als Irmgard Oepen treffen können.

Auf der GWUP-Mitgliederversammlung am 20.9.1996 in Berlin kandidierte Frau Professor Oepen nicht wieder für den Vorstand, wurde aber mit großer Mehrheit in den neu gegründeten GWUP-Wissenschaftsrat gewählt. "Ich gebe ganz beruhigt meine Ämter ab", sagte sie bei der Abendveranstaltung zu ihren Ehren und hob die Besonderheit hervor, "daß die GWUP überwiegend von qualifizierten jungen Leuten geführt wird."

Irmgard Oepen hat die GWUP auf vielfältige Weise geprägt. Auch ich sehe durch sie einiges anders als damals. Die GWUP wäre sicher ohne sie eine andere. Nehmen wir nur die Grundfrage: Warum tun wir, was wir tun? 1987 ging es mir fast ausschließlich darum, zu zeigen, wo die Anhänger von Parawissenschaften unrecht haben und warum. Ich wollte die intellektuelle Auseinandersetzung mit "der anderen Seite", wie vermutlich viele, die beginnen, in diesem Gebiet aktiv zu werden. Sicher bleibt dies auch weiterhin ein wichtiger Aspekt, aber eben nur ein Aspekt.

Heute steht mit im Zentrum ein Leitsatz, der von Irmgard Oepen stammt: "durch Informationen Schäden vermeiden helfen". Dies gehört nun auch zu den Grundprämissen von ECSO, dem Dachverband der europäischen Skeptiker-Organisationen. Wir tun, was wir tun, nicht des intellektuellen Wettsports wegen, sondern weil Angebote der Para- und Pseudowissenschaften konkrete Gefahren für Betroffene bedeuten können. Der Verzicht auf erfolgversprechende, gesicherte medizinische Verfahren mit schlimmen Folgen für Gesundheit und Leben ist nur die Spitze des Eisbergs. Das ist der soziale Auftrag der GWUP, bei dem z. B. viele Verbraucherschutzorganisationen aus opportunistischer Rücksichtnahme gegenüber der "alternativen" Medizin leider versagt haben.

Für die GWUP hat Irmgard Oepen viel einstecken müssen. Insbesondere eine der "sanften" Medizin verschriebene paramedizinische Zeitschrift war mit ihrer Polemik alles andere als sanft. Eine Hetzkampagne, die in kaum einer Ausgabe des Blattes zu missen war, sollte mürbe machen. Dabei waren wir uns intern stets einig: Wir bleiben bei der sachlichen Diskussion. Wer "mit Dreck wirft", entlarvt sich selber. Es ist nur traurig, daß auch einige, die sich "skeptisch" nennen, sich nicht zu schade waren, Munition zu liefern, die sich aber als "Blindgänger" erwies. Niemand sollte sich der Illusion hingeben, er hätte nach dem Ende der Präsidentschaft Irmgard Oepens eine andere GWUP vor sich. Inhalt, Programm und Stil werden bleiben.

Diese wenigen Worte geben natürlich nur einen winzigen Ausschnitt der Arbeit der scheidenden Präsidentin und ihres Einsatzes für die GWUP wieder. Sie hat in den letzten zehn Jahren soviel Zeit und Mühe für die Gesellschaft aufgebracht wie kein anderer und keine andere. Viele GWUP-Mitglieder sind erst durch sie zu uns gekommen.

Die ersten zehn Jahre haben der GWUP ein solides, stabiles Fundament beschert. Nun stehen neue Aufgaben an. Die Berliner Mitgliederversammlung hat eine angesichts des Wachstums unserer Gesellschaft notwendige effektivere Struktur beschlossen, die mehr Mitglieder einbindet und die vorhandenen Ressourcen besser ausnutzt. Der Wissenschaftsrat wurde eingerichtet, in dem viele wissenschaftlich profilierte Persönlichkeiten vertreten sind. Auch Organisationsaufgaben wurden neu verteilt. So hat die GWUP allen Grund, optimistisch die Herausforderungen des kommenden Jahrtausends anzunehmen. Diese bevorstehende Zeit benötigt keinen Zorn gegenüber konstruierten Feindbildern, sondern Aufklärung, kritisches Denken und Wissenschaft.

Amardeo Sarma

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